die entstehung der zetteltasche

Der Anfang des Projektes wurde durch den Kontakt mit dem Autor des Buches "Das Zettelkasten-Prinzip", dem Erziehungswissenschafter Sönke Ahrens, gemacht. Im gemeinsamen Austausch entstand die Idee einer Zetteltasche, die dann von mir weiterverfolgt wurde. Durch Georg Hobmeier und dem Verein GoldExtra wurden die Mittel und die Beratung zur Verfügung gestellt, um die Tasche in die sowohl inhaltliche als auch begreifbare Form zu bringen, die sie momentan hat. Isolde Mayer und Fabrizio Aztara haben das Projekt handwerklich (und damit auch inhaltlich) mitgestaltet.
 
Diese Zetteltasche ist ein Modulsystem an quadratischen Taschen mit einem Fach für Zettel, oder Karteikarten in Postkartenformat. Mit jeweils einem Zipp an jeder Kannte können die Module beliebig zusammengefügt werden. So können Notizzettelbündel waagrecht und senkrecht in Beziehung gebracht werden. Die Tasche wird also zum Denkwerkzeug mit dem Kategorien geschaffen und Zusammenhänge verankert bzw. umgestaltet werden können. Das Arbeiten mit der Zetteltasche gibt dem Denken eine begreifbare Form und macht es zu einem Spiel mit diesem Gegenstand.
 
Die ursprüngliche Idee war, die Tasche und ein dazugehöriges Workshopformat als Produkt anzubieten. Die Treffen mit der "Forschungsgruppe Zettelsammlungen", welche zwei Mal im Angewandte Innovation Lab stattfanden (Februar und Juni 2019), zeigten mir jedoch, dass jede Person andere Vorlieben und Gewohnheiten hat, mit gesammelten Notizen umzugehen. Diese Vorlieben entsprechen der von mir erarbeiteten Tasche nicht immer. Beim Lesen des Textes "Der unwissende Lehrmeister" von Jacques Ranciére hat sich für mich dann bestätigt, wofür sich Ute Neuber schon beim ersten Treffen ausgesprochen hatte: Der Vorgang, sich eine solche Tasche selber zu gestalten, und damit die eigene Denkstruktur zu bestimmen, ist der viel sinnvollere, vernünftigere und interessantere Vorgang, als sich mit einem vorgefertigtes System zu befassen bzw. in meinem Falle, ein solches zu verkaufen.
 
Zusammen mit der Theatermacherin und Theaterpädagogin Anna Manzano erarbeite ich mir daher ein Workshopformat, in dem man sich ein eigenes, analoges Denksystem im Sinne einer Zetteltasche nähen kann. Diese soll beim künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeiten, und beim Entwickeln und Organisieren von Projekten als Denkwerkzeug dienen. Im gemeinsamen Austausch, Reflexionen über das eigene Notierverhalten, Übungen und Herstellungsphasen soll eine Tasche erarbeitet und hergestellt werden. 
 
Nähere Informationen und Termine werden hier bekannt gegeben.
 
 
(Projektsituation vom 13.10.2019)

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"Ich denke, und ich will mein Denken mitteilen, sogleich verwendet meine Intelligenz mit Geschick irgendwelche Zeichen, sie kombiniert, setzt sie zusammen, analysiert sie und schon gibt es einen Ausdruck, ein Bild, eine materielle Tatsache, die von nun an für mich das Porträt eines Gedankens sein wird, das heisst einer immateriellen Tatsache. Sie wird mich daran erinnern und ich werde an meinen Gedanken jedes Mal denken, wenn ich dieses Proträt sehe. Ich kann also zu mir selbst sprechen, wann ich will."

- Jacques Rancière, Paris, 1987

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