Foto: Michael Kofler
Foto: Michael Kofler

mathematik häkeln

Im Jahr 2014 brachte mich das von mir gehäkelte Modell der boyschen Fläche mit der Unterstützung von der Universität für Angewandte Kunst zum Joint Mathematics Meeting in Balitmore. Die boysche Fläche ist eine geistige Vorstellung der höheren Mathematik. Genau genommen der Topologie, einem Teilgebiet der Geometrie.
 
Dazu gebracht, ein mathematisches Modell zu häkeln, haben mich einerseits Sophie Skach, mit der ich bei den mathematischen Vorträgen von Rudolf Taschner im MUMOK gewesen bin und andererseits das Projekt eines 900 quadratfuß umfassenden, gehäkelten Korallenriffs, das Margaret Wertheim ins Leben gerufen hat. Es geht von einem Prinzip aus, das die Mathematikerin Daina Taimina entdeckt hat. Sie fand heraus, wie man eine hyperbolische Fläche häkeln kann. Ihr Buch "Crocheting Adventures", in dem das von mir gehäkelte Modell in der 2. Auflage mittlerweile erwähnt wird, brachte mich darauf, auch andere geometrische Formen zu häkeln. Das offene Seminarformat von Ute Neuber im TEX-Studium an der Universität für Angewandte Kunst und die Offenheit von Georg Glaeser, dem Leiter des dortigen Ordinariats für Geometrie, machten es möglich, dass ich mich diesen komplexen Inhalten widmen konnte.
 
Der begreifbare Gedanke sollte mich danach in meiner Arbeit weiterhin beschäftigen. Die Zetteltasche zum Beispiel, ist eine Ausdehnung dieser Erkenntnisse aus der Mathematik auf ein geisteswissenschaftliches Feld. Auch das dekonstuktivistische Tarot und die Plattensammlung sind begreifbare Systeme von etwas immateriellem. Die gehäkelten Rhizome bringen für mich diese Zusammenführung von Mathematik und Geisteswissenschaften auf einen Punkt.
 
Auch erwähnenswert ist, dass erst eine MathematikerIN darauf gekommen ist, Modelle von hyperbolischen Flächen mit textilen Mitteln herzustellen. Davor haben sich die männlichen Mathematiker mit den für sie vertrauten Materialien Holz und Papier damit geplagt, die geschwungenen Rundungen zu erzeugen, die eine hyperbolische Fläche ausmacht. Mit dem Ausschluss von Frauen aus der Mathematik blieb der Menschheit diese praktische Erfindung bis zur Veröffentlichung von Daina Taiminas Buch im Jahr 2009 verborgen!
 
Eine hyperbolische Fläche zu häkeln ist kinderleicht und eignet sich daher auch wunderbar für die Vermittlung von diesen sonst eher schwer begreifbaren mathematischen Vorstellungen an Schulen, oder Universitäten.

boysche fläche

(for more information click on the pictures!)

1. mODELL

2. MODELL

3. MODELL

iterierende kleinsche flasche

(c) Lilian Wieser
(c) Lilian Wieser

der borromäische knoten von lacan weitergedacht in dreidimensionale schüsseln

(c) Lilian Wieser
(c) Lilian Wieser

andere experimente

all