Die Gründung der Zettelakademie

Die Zettelakademie ist kurz gesagt eine Tasche. Eine komplexe Tasche mit vielen Fächern. So wie eine Universität mit vielen Studienrichtungen, oder ein Buch mit vielen Kapiteln und Unterkapiteln.

 

Diese Tasche soll ein offizielles Studium ersetzen. Sie soll mich von der Geld und ECTS-Punkte orientierten Institution Universität befreien und meine individuelle Struktur bilden. Sie soll meine Neugierde stillen, ohne sie zu hemmen. Außerdem soll diese Tasche eine Wunde heilen: die Wunde der Arbeiterschaft. Die Wunde des Klassenunterschiedes und der gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, die mich bisher daran gehindert haben, eines meiner begonnenen Studien abzuschließen.

 

Ich werde mir meine eigene Universität nähen. Zusammen mit Eingeweihten soll eine Zettelakademie gedacht werden, welche die öffentliche Universität konfrontiert. Ich bin schon gespannt, welche Steine mir in den Weg gelegt werden und was mir die Betrachtung dieser Steine erzählen wird.

 

Einer dieser Steine ist die fadenscheinige Option des "außerordentlichen Studierens", die mir gleich zu Beginn einen finanziellen Stein in den Weg legt. Ich habe mir erhofft, dadurch einen offiziellen Zugang zur Uni zu erhalten, da ein ordentliches Studium keine Option für mich darstellt. Die Vorstellung einer ECTS-Punktejagd lässt mich innerlich erstarren und würde mich davon abhalten, ein weiteres Studium zu beginnen. Jedoch ist bei einem außerordentlichen Studium nicht einmal eine Mindeststudienzeit vorgesehen und der Studienbeitrag von vornherein zu bezahlen. Ein offizieller Anfang eines Studiums ist daher nicht möglich - 400 Euro im Semester sind für mich schwer aufzubringen.

Also werde ich mich inoffiziell in die Hörsäle der Universität Wien wagen (sobald und sofern Coronabestimmungen das zulassen) und sehen, wie schnell ich mich mit dem eigentlichen Thema beschäftigen können werde, das ich mit der Zettelakademie in Verbindung bringen möchte: Archivwissenschaften.

 

Die Zetteltasche entstand aus anderen Beschäftigungen und einigen Zufällen und wurde zu einer Möglichkeit, meinem Bedürfnis nach intellektueller Betätigung außerhalb akademischer Strukturen, ein in sich stabiles Fundament zu bauen. Durch das Buch von Sönke Ahrens "Das Zettelkastenprinzip" bekamen meine Überlegungen zur "Carrier-Bag-Theory Of Fiction" von Ursula K- Le Guin eine wissenschaftliche Komponente. Auch das erste Buch von Sönke Ahrens "Experiment und Exploration - Bildung als experimentelle Form der Welterschließung" schien sich in all das wunderbar einzufügen. 

 

Aber detaillierter werde ich diesen Dingen im Rahmen der Zettelakademie bestimmt noch begegnen. Dieser Blog soll eine Gelegenheit sein, diesen Beobachtungen eine Plattform zu geben. Er soll auch als Denkwerkzeug dienen. Als Tagebuch. Als Logbuch. Ich möchte ihn unkompliziert und intuitiv halten, damit er mir eine Hilfe sein wird und keine Bürde.

 

Doch bald mehr dazu.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nali Kukelka (Samstag, 23 Januar 2021 23:09)

    Ganz ganz grossartige Idee!Bildung und Kompezenz entstehen immer aus uns selbst heraus und unserem Willen dazu.Sind faktisch für jeden jede möglich, sofern ich mir das vorstellen kann. Der Unisanctus wie es ihn jetzt wieder gibt ist dann faktisch Qualitätssicherung für Eliten. Muss wohl so sein, wenn Gesellschaften sich an best Punkten finden. Aber so eine schöne anarchistische Gegenbewegung, die keinen Sanctus zum Leben braucht, sehr schön!